Andreas Hillger Expertise Das Festival „Figurensommer", das von der Puppenspielern Steffi Lampe konzipiert und geleitet wird, hat sich binnen kurzer Frist einen der schönsten Veranstaltungsorte der Stadt Halle erschlossen. Im Graben der Hochschule für Kunst und Gestaltung Burg Giebichenstein gelingt es der Initiatorin nicht nur, eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Mischung aus Figurentheater und Musik zu präsentieren. Sie ist zugleich bestrebt, einen Dialog zwischen darstellender und bildender Kunst anzuregen, der sich in der gemeinsamen Vorbereitung mit Burg-Studenten ebenso wie in den begleitenden Workshops während des Festivals zeigt. Für die Stadt Halle dürfte der „Figurensommer" nicht nur deshalb eine wichtige Rolle gewinnen, weil er einen bislang kaum besetzten Platz im sommerlichen Kulturkalender der Kommune füllt. Da sich das Hauptaugenmerk des Festivals auf studentische Produktionen richtet, betont das Festival auch allgemein die ostdeutsche Qualität der Puppenspieler-Ausbildung und speziell die große Tradition, die sich in Halle und im Land Sachsen-Anhalt mit dem Figurentheater verbindet. Zugleich kompensiert das Festival zumindest zeitweise das Fehlen einer eigenen Ausbildungsstätte für darstellende Kunst im Land – und unterstreicht zudem die Qualität der Hochschule für bildende Kunst, deren AusbiIdungs-Profil durch das ergänzende Angebot sinnstiftend erweitert und aufgebrochen wird. Dass Steffi Lampe damit an die Ausbildungs-Konzepte der Klassischen Moderne anknüpft, für deren Tradition auch die Burg Giebichenstein steht, sei am Rande erwähnt: Immerhin haben sich Künstler wie der Gründungsdirektor Paul Thiersch auch für die Gestaltung von Theaterräumen interessiert, am benachbarten und konkurrierenden Bauhaus in Dessau war die Bühne ein integraler Bestandteil des Unterrichts. Ein solch ganzheitliches Denken hat sich bis heute zumindest ansatzweise in der Ausbildung für Puppenspieler erhalten. Besonders bemerkenswert ist darüber hinaus, dass das Festival ausschließlich auf einer ehrenamtlichen Initiative beruht und unter höchstem persönlichem Einsatz ins Leben gerufen wurde. Eine solche Schnittstelle zwischen öffentlicher Ausbildung und privatem Engagement ist selten und verdient Unterstützung - zumal in einer Zeit, in der tradierte Festival-Formen durch den Mangel an öffentlichen Mitteln zunehmend in Frage gestellt sind. Dass die Stadt Halle dank der Einrichtung eines Puppentheater-Studios auf der Kulturinsel seit dem Herbst 2005 selbst eine Verantwortung für die Ausbildung des Puppenspieler-Nachwuchses eingegangen ist und nominell auch als Ausrichter für das Festival „Theater der Welt" im Jahr 2008 verantwortlich zeichnet, sollte weitere Synergien für die Zukunft möglich machen. Halle, den 10. 10. 2005 |